ZOSSI 2.554 Beiträge
07.07.2015
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WENN EINER EINE REISE MACHT
dann kann er viel erzählen. Oder die Erlebnisse des Chaos-Claus.
5.7. Deutsches Galoppderby in Hamburg-Horn. Natürlich nicht ohne mich.
Flugs die Mobilitätshotline der Bahn kontaktiert. Nach noch nicht einmal 50 min war die ganze Reise von Ostfriesland nach Hamburg U-Bahn Horner Rennbahn in trockenen Tüchern.
Lediglich der IC von Bremen nach Hamburg HBF war schon mit einem Rollifahrer besetzt. Na ja, dann eben den Milchkannenexpress.
Nur das Ticket konnte mir die nette Dame an der Hotline nicht buchen. Macht ja nix, buch ich es eben anschliessend selbst.
Dafür klappte es mit der Buchung der Rückfahrt, einschl. IC und Rollstuhlstellplatz.
Also am Sonntag um 9:22 ab Weener nach Leer. Der Zug hatte auch nur für die eine Station bis Leer 13 min Verspätung. Der RE in Leer wartete aber auf mich und meinen Scooter. Bremen umsteigen, dann nach Hamburg HBF klappte reibungslos. Auch der Aufzug runter zur U-Bahn funktionierte.
Aber dann: Horner Rennbahn, Aufzug, reinfahren und nach oben zur Strasse prima. Und dann stand ich da und schrie um Hilfe. Was war passiert?
Die Ausfahrt aus dem Aufzug befand sich im rechten Winkel zur Einfahrt, so das ich ohne fremde Hilfe nicht herauskam, da mein Scooter herumgehoben werden musste. Nach nur 12 min erbarmten sich 2 Polizisten und hoben mich herum.
Tolle Aufzüge hat der HVV.
Es folgte ein schöner Tag auf der Rennbahn.
Für die Rückfahrt für ich diesmal sofort zur Polizeiwache und bat um Hilfe. So das ich problemlos in Hamburg HBF mit Hilfe der mobilen Rampe den IC besteigen konnte. Leider war es ein Ersatz IC, weil in dem fahrplanmässigem IC die Klimaanlage schlapp gemacht hat. Kein Problem, ich war ja mit viel Mühe und Not im engen Durchgang hinter der Waggontür untergebracht. Eine Ölsardine hat wohl mehr Freiraum gehabt als ich. Aber dafür hatte der IC auch 15 min Verspätung, so das mein letzter Anschlusszug in Bremen auf und davon war, natürlich ohne mich.
Es fuhr zwar noch ein IC von Bremen nach Leer, aber dort machte das Servicepersonal um 18 Uhr Feierabend, der IC erreicht Leer aber erst gegen 18:03. Da geht die Bahn nicht das Risiko einer Verspätung ein, nein Feierabend hat pünktlich zu erfolgen.
Also in Bremen zum Service Point, schön das die Bahn nicht mehr Auskunft Stellen hat, sondern Service Points. Und auch nicht mehr Beschwerdestellen sondern Teamgroup Forderungsmanegement. Na klar, so trägt niemand die Verantwortung.
Ich also zum Servicepoint. Es tut uns leid, wurde mir bedeutet, aber ein Taxi nach Weener wäre angesichts meines Fahrpreises zu teuer. Aber sie könnten mir eine Übernachtung bezahlen, vorausgesetzt das noch ein Rollstuhl geeignetes Zimmer zu bekommen wäre. Nur gut das meine Freundin in Bremerhaven wohnt und auch noch eine Regio-S Bahn um diese Zeit dahin fuhr. Also flugs sie angerufen, die Ärmste holte mich dann am Bahnhof in Bremerhaven-Lehe ab und wir fuhren in nur 35 min vom Bahnhof zu ihrer Wohnung.
Sie auf dem Sitz des Scooters, ich auf der Lehne.
Montag morgen, ich rufe wieder die Mobilitätshotline der Bahn an:
Mobilitätshotline, sie sprechen mit Frau XX. Ich: Moin, ich brauche eine Fahrt von Bremerhaven-Lehe gegen 15 Uhr nach Weener in Ostfriesland, mit Rollstuhl. Hotline: Heute? Ich: Ja sicher heute ich bin gestern in Bremen gestrandet, soll ich Ihnen die Vorgangsnummer geben? Hotline: Aber sie müssen Hilfe zum Ein- und Umsteigen doch für heute bis spätestens Samstag beantragen. Ich: Oh entschuldigen sie, ich hätte ja auch wissen müssen, das ich am Sonntag in Bremen strande, wegen ihrer Verspätung und für heute die Hilfen am Samstag beantragen müssen. Hotline: da kann ich ihnen auch nicht helfen. AUFGELEGT
Erneuter Anruf bei der Mobilitätshotline: Mobilitätshotline der Bahn, sie sprechen mit FrauYY. Ich: Schildere wieder den ganzen Vorgang. Hotline: Ja stimmt wir können nicht so kurzfristig das Servicepersonal kontaktieren. Ich: Hören sie mal, jeder 6 jährige kann heute innerhalb von 2 min eine email an mehrer Stellen absetzten, aber die Bahn benutzt wohl noch Brieftauben. Hotline: Ich gebe ihnen mal die Telefonnummer des Servicemitarbeiters in Bremen, vielleicht kann der ihnen weiterhelfen.
Der konnte, bat mich aber schon eine Stunde früher von Lehe zu fahren, dann wäre ich noch innerhalb der Dienstzeiten des Mitarbeiters in Leer dort.
Nächster Anruf, diesmal bei dem Busunternehmen, das Bremerhaven bedient. Ja wurde mir dort gesagt, unsere Busse sind alle Niederflurbusse mit Rampen für Rollstühle. Der 508 fährt um 13:58 ab Rickmerstrasse und ist gegen 14:07 am Bahnhof Lehe.
Prima denke ich, klappt doch. Bus kommt pünktlich, Fahrer diskutiert mit mir: Elektrorollstühle dürfen wir schon seit letztem Jahr nicht mitnehmen. Ja, frage ich wie soll ich denn jetzt zum Zug um 14:23 nach Lehe kommen? Nach einigem Hin und Her nahm er mich dann doch gnädig mit.
In Bremen angekommen holt mich ein netter Mitarbeiter der Bahn am Gleis ab. Sie wollen nach Weener, fragt er. Ich bejahe. Dann bringe ich sie erst mal zur Lounge, sie haben eineinhalb Stunden Aufenthalt. Ich staune, sage dann: Ihr Kollege hat mich doch gebeten, extra eine Stunde früher zu fahren, damit in Leer der Kollege noch im Dienst ist. Gegen wir erst mal zur Lounge, ich kläre das, war die Antwort.
In der Lounge kümmerte man sich rührend um mich, holte auf meinen Wunsch einen Kaffee an den Scooter, reichte mir eine Zeitung und fragte ob ich sonst noch einen Wunsch hätte.
Nach einer viertel Stunde erschien der Servicemitarbeiter und erklärte mir, das wegen Bauarbeiten in Leer die mobile Rampe nicht benutzt werden könne, ich deshalb mir dem Regionalexpress mit eingebauter Rampe fahren müsse und der führe eben erst eineinhalb Stunden später.
Dann ging alles wie am Schnürchen. Bis auf die Tatsache das in Leer keinerlei Bauarbeiten zu Gange waren.
So erreichte ich mit nur 23 Stunden Verspätung meine Wohnung.
Ach ja, gewonnen hatte ich am Sonntag auch nichts.
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KOLIBRI1 4.489 Beiträge
11.07.2015
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Hallo lieber Zossel,
Du hast ja wieder den Vogel abgeschossen. Besser hätte es ein Reiseschriftsteller nicht ausdrücken können. Ich habe trotzdem herzhaft lachen müssen.
Aber dann auch noch auf falsche Pferde setzen und mit Verlust die Heimreise antreten, ist wirklich Pech. Aber wie man Deiner Schilderung entnehmen kann, hattest Du Glück, dass Du in der Nähe von Bremerhaven warst. Wie das Schicksal so spielt, hattest Du sicher noch ein paar angenehme Stunden als Ausgleich.
Ich habe auf jeden Fall mal wieder herzhaft gelacht, und viele Erinnerungen sind damit verbunden,
Vielen Dank und Bussi
Deine koli
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